Gemeinsamer Antrag der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, Wählergemeinschaft Porta und FDP zum Bildungsausschuss am 3. Mai 2022 sowie zum
Bauausschuss am 19. Mai 2022
Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, Wählergemeinschaft Porta und FDP beantragen:
– Die Verwaltung wird beauftragt, unverzüglich den Neubau einer 3,5 -zügigen
Grundschule mit Ganztagsbereich und Mensa sowie einer Dreifachsporthalle
im Ortsteil Neesen oder Neu-Lerbeck in die Wege zu leiten.
– Im Rahmen der Umsetzungsplanung soll dazu ein geeignetes Grundstück in
den genannten Ortsteilen gesucht und angekauft werden.
– Vor Beginn der eigentlichen Planungsphase sollte unter Beteiligung aller am
Schulbau beteiligten Gruppen und Akteure eine genaue Vorstellung davon entwickelt werden, welche Anforderungen ein neues Schulgebäude im Hinblick auf moderne Pädagogik, Inklusion und Klimaschutz erfüllen muss. Die Verwaltung wird beauftragt diesen Prozess zu organisieren und zu moderieren.
– Auf Basis des erarbeiteten Anforderungskataloges sollte die neue Grundschule
eingebettet in ein städtebauliches Gesamtkonzept nach den neuesten Erkenntnissen in Pädagogik, Inklusion und Klimaschutz geplant werden. Von der Verwaltung ist daher ein geeignetes, im Schulbau erfahrenes Architekturbüro zu suchen bzw. ein Architekturwettbewerb zur Findung des optimalen Entwurfs auszuloben.
Begründung
Steigende Schülerzahlen, der dramatische Raummangel sowie geänderte Anforderungen an die Qualität von Schulgebäuden zeigen einen deutlichen Handlungsbedarf am jetzigen Hauptstandort des Schulverbundes Neesen/Kleinenbremen an. Aus der Perspektive der Schule hat diesbezüglich auch die Schulleiterin des Grundschulverbundes Neesen-Kleinenbremen mehrfach vorgetragen. In der gewachsenen baulichen Struktur ist allerdings ein Umbau inklusive Herstellung der Barrierefreiheit im Hinblick auf Inklusion sowie die erforderliche Kapazitätserweiterung im Offenen Ganztag nur bedingt möglich. Auch müssten während der Umbauphase an anderer Stelle evtl. Ersatzräumlichkeiten geschaffen werden bzw. wären bauliche Maßnahmen im laufenden Schulbetrieb aufgrund von Lärmbelästigungen und Gefährdungspotenzialen kaum verantwortbar.
Darüber hinaus stehen Nutzen und Aufwand einer grundlegenden Komplettsanierung mit energetischer Modernisierung in keinem wirtschaftlich darstellbaren Verhältnis. Zeitgemäße raumlufttechnische Anlagen lassen sich im Bestand nur sehr schwierig bis gar nicht umsetzen. Auch die Turnhalle ist in einem desolaten Zustand und entspricht nicht aktuellen Erfordernissen. Letztendlich kommt auch das von der Stadt beauftragte Architekturbüro zu dem Schluss, dass ein Neubau an anderer Stelle nur unwesentlich teurer wäre.
Aus Sicht der beantragenden Fraktionen soll daher die Verwaltung beauftragt werden, einen neuen Schulstandort für die GS Neesen festzulegen. Als mögliche neue Schulstandorte kommen u.a. Grundstücke im Bereich Holzweg/Wilhelmstraße bzw. Lindenstraße/Im Horn in Betracht. Überlegungen, für einen Neubau bzw. Umbau das ehemalige Areal der früheren Porta-Schule zu nutzen, kommen aus Sicht der beantragenden Fraktionen aus mehreren Gründen nicht in Frage. So spricht die Verkehrslage gegen diesen Standort. Die überwiegende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler kann die Schule angesichts des zu erwartenden GROHE-Schwerlastverkehrs nicht fußläufig gefahrlos erreichen. Auch sehen die Fraktionen Probleme, wenn Schülerströme von Grundschule und Gesamtschule auf engen Raum zusammentreffen und für Grundschüler zu unüberschaubaren Verhältnissen führen. Darüber hinaus ist das Gebäude z.Zt. mit Geflüchteten aus der Ukraine belegt. Die Dauer der Belegung ist vor dem Hintergrund weiterer Entwicklungen in der Ukraine nicht abzusehen. Es bleibt weiterhin anzumerken, dass bereits 2018 im Rahmen eines Bürgerentscheids Bürgerinnen und Bürger mit großer Mehrheit gegen eine Verlagerung der GS Neesen auf das Gelände der ehemaligen Porta Schule in Lerbeck gestimmt haben.
Im Rahmen einer qualifizierten Projektentwicklung sollte neben der Standortfrage vor allem die Zahl der zu bildenden Eingangsklassen unter Beachtung der kommunalen Klassenrichtzahl entschieden werden. Dabei ist festzustellen, dass die Schullandschaft nach wie vor umfangreichen Veränderungen unterliegt. Im Rahmen einer modellhaften Abschätzung der Schülerzahlen spielen neben der jeweiligen Geburtenzahl die Faktoren Wanderbewegungen durch Zuzug Geflüchteter sowie junger Familien durch Ausweisung neuer Wohngebiete eine entscheidende Rolle. Aktuell verzeichnet die Stadt insgesamt und am Standort Neesen einen Anstieg der Schülerzahlen.
Die steigenden Schülerzahlen am Schulstandort Neesen sorgen erstmalig seit vielen Jahren dafür, dass zum nächsten Schuljahr vier Eingangsklassen gebildet werden. Inwieweit der zu beobachtende Trend wieder steigender Schülerzahlen anhalten wird, lässt sich für Porta Westfalica und mit Blick auf den Verbundstandort Neesen/Kleinenbremen derzeit allerdings nur schwer prognostizieren. Auch mit Blick auf einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ab 2026 wird der Anteil der Schüler und Schülerinnen, die einen Ganztagsplatz beanspruchen, wachsen. Für den Verbundstandort Neesen/Kleinenbremen bedeutet dies, dass neue Gruppen eingerichtet werden müssen und gleichzeitig Raumbedarfe wachsen. Im Rahmen der baulichen Anforderungen gehen die Fraktionen daher von einer insgesamt 3,5 zügigen Schule mit einer 85 % Ganztagsbelegungsquote aus. Der Teilstandort GS Kleinenbremen sollte 1,5 zügig erhalten bleiben, um die Schulversorgung ggf. im Rahmen einer Umverteilung der Schüler bzw. Schülerinnen innerhalb des Schulverbundes auch künftig sicherstellen zu können. Der Erhalt des Teilstandortes Kleinenbremen halten die beantragenden Fraktionen im Rahmen der Förderung der ländlichen Entwicklung dringend geboten.
Als Schulträger steht die Stadt allerdings nicht nur vor der Aufgabe, für die kommenden Jahre den benötigten Schulraum und die dafür benötigten Ressourcen bedarfsgerecht bereitzustellen. Im Rahmen schulbaulicher Maßnahmen müssen Architektur und Pädagogik unabdingbar zusammen gedacht werden, da sich die Anforderungen an zeitgemäße Schulgebäude verändert haben. Hier wird ein Umdenken erforderlich. Schulen haben sich von Halbtagsschulen zu ganztägigen und inklusiven Lern- und Lebensräumen entwickelt, in welchen Schülerinnen und Schüler individuell gefördert werden sollen. Rahmenvorgabe ist ein integrativer Ansatz mit flexibel nutzbaren Raumkonzepten für Innen und Außen. Die positiven Wechselwirkungen von Architektur, Organisation und Pädagogik sind hierfür Grundvoraussetzung. Dies gilt für die Aufenthaltsqualität, da die Dauer des täglichen Zusammenseins in Schulgebäuden durch den Ganztagsbetrieb wesentlich höher ist, als dies in der Vergangenheit der Fall war, wie auch für die gesetzlich vorgegebene Umsetzung des Inklusionsgedankens.
Aufgrund veränderter Unterrichtsformen verliert auch der traditionelle Klassenraum an Bedeutung, während die Aufwertung anderer Bereiche im Schulgebäude für die Nutzung von Kleingruppen bzw. zur individuellen Arbeit an Bedeutung gewinnt. Die gilt insbesondere auch für die Schulsozialarbeit. Im Bereich der Einzelfallhilfe brauchen sie Ihnen zugeordnete Räume, in den sie ungestört erreichbar sind. Benötigt werden daher funktional, gestalterisch und wirtschaftlich überzeugenden Raumkonzepte, die u.a. auch flexibel auf schwankende Schülerzahlen reagieren können. Kurzfristige Änderungen der Raumaufteilung, das Zusammenführen oder Unterteilen von Klassenzimmern wird beispielsweise fundamental erleichtert, wenn die Innenwände der Schule keine statische Funktion besitzen und Schulen individuell aufgestockt sowie erweitert werden können.
Zeitnah sollte daher unter Beteiligung aller am Schulbau beteiligten Gruppen und Akteure eine Vorstellung davon entwickelt werden, wie ein Schulgebäude im Rahmen des Bau- und Planungsprozesses so gestaltet werden kann, dass es den Anforderungen an eine moderne Pädagogik entspricht. Im Rahmen einer Projektgruppe mit Vertretern der Politik, der Grundschule und der Verwaltung soll dazu erste Vorstellungen entwickelt und mit den politischen Gremien abgestimmt werden. Das hieraus entstandene Raumprogramm soll als Grundlage für einen Wettbewerb dienen. Um sicherzustellen, dass der aktuelle Stand der bildungswissenschaftlichen Diskussion im Rahmen weiterer Planungen abgebildet wird und um aktuelle Gestaltungsmöglichkeiten im Schulneubau einfließen zu lassen, sollen Experten hinzugezogen werden, die beratend tätig sein können, wie z.B. der Montag Stiftung (https://www.montag-stiftungen.de/handlungsfelder/paedagogische-architektur)
Beratungsfolge / Abstimmungsergebnisse:
Ausschuss für Bildung, Soziales, Sport und Kultur, 03.05.2022 / Beschluss
Die Verwaltung wird beauftragt, unverzüglich den Neubau einer 3,5 -zügigen Grundschule mit Ganztagsbereich und Mensa sowie einer Dreifachsporthalle im Ortsteil Neesen oder Lerbeck in die Wege zu leiten. Im Rahmen der Umsetzungsplanung soll dazu ein geeignetes Grundstück in
den genannten Ortsteilen gesucht und angekauft werden. Vor Beginn der eigentlichen Planungsphase sollte unter Beteiligung aller am Schulbau beteiligten Gruppen und Akteure eine genaue Vorstellung davon entwickelt werden, welche Anforderungen ein neues Schulgebäude im Hinblick auf moderne Pädagogik, Inklusion und Klimaschutz erfüllen muss. Die Verwaltung wird beauftragt diesen Prozess zu organisieren und zu moderieren. Auf Basis des erarbeiteten Anforderungskataloges sollte die neue Grundschule eingebettet in ein städtebauliches Gesamtkonzept nach den neuesten Erkenntnissen in Pädagogik, Inklusion und Klimaschutz geplant werden. Von der Verwaltung ist daher ein geeignetes, im Schulbau erfahrenes Architekturbüro zu suchen bzw. ein Architekturwettbewerb zur Findung des optimalen Entwurfs auszuloben. Die bereits beschlossene Durchführung einer Kostenschätzung für die Sanierung der Portaschule soll weiter erfolgen.
Beschluss: Einstimmig
Bauausschuss, 19.05.2022/ Beschluss
Die Verwaltung wird beauftragt, unverzüglich den Neubau einer Grundschule mit Ganztagsbereich und Mensa sowie einer Sporthalle im Ortsteil Neesen oder Lerbeck in die Wege zu leiten. Die bereits beschlossene Durchführung einer Kostenschätzung für die Sanierung der Portaschule soll weiter erfolgen Im Rahmen der Umsetzungsplanung soll dazu ein geeignetes Grundstück in den genannten Ortsteilen gesucht und angekauft oder gepachtet werden.
Vor Beginn der eigentlichen Planungsphase sollte unter Beteiligung aller am Schulbau beteiligten Gruppen und Akteure eine genaue Vorstellung davon entwickelt werden, welche Anforderungen ein neues Schulgebäude im Hinblick auf moderne Pädagogik, Inklusion und Klimaschutz erfüllen muss. Die Verwaltung wird beauftragt diesen Prozess zu organisieren und zu moderieren.
Beschluss: Einstimmig, 0 Enthaltungen
Bauausschuss und Ausschuss für Bildung, Soziales, Sport und Kultur, 19.06.2022/Beschluss:
Die Verwaltung wird beauftragt, entsprechend den vorstehenden Eckpunkten
Kostenschätzungen für den Bau einer Cluster-Schule als auch einer Flurschule im Bereich der jetzigen Porta-Schule sowie für einen Neubau (Cluster-Schule als auch Flurschule) im Bereich Lindenstraße, sofern der Eigentümer eine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, in Auftrag zu geben. Die Ergebnisse der Kostenschätzungen sind den betroffenen Fachausschüssen
(Ausschuss für Bildung, Soziales, Sport und Kultur sowie Bauausschuss) sowie Haupt –
und Finanzausschuss und dem Rat der Stadt Porta Westfalica in einer Sitzung im 2. Halbjahr zur weiteren Entscheidungsfindung vorzulegen. Beschluss: einstimmig